Die Entstehungsgeschichte der deutschen Marine

Von Kapitän zur See a.D. Karl Schultz

 

Aus: Gadow, Eckart (Hrsg.) 1924: Die deutsche Marine in Vergangenheit und Gegenwart. Berlin: August Scherl, S. 7-12

 (Bearbeitet und neu herausgegeben von Friedemann Prose, Februar 2013)

 

Nach dem Niedergang der Hanse und des Deutschen Ritterordens sowie den verheerenden Zeiten des Dreißigjährigen Krieges kam fast die gesamte, von Deutschen bewohnte Küste der Nord- und Ostsee, von Dünkirchen bis Memel, unter die Oberhoheit fremder Fürsten oder sagte sich, wie Holland, von Kaiser und Reich los. Diese fremdherrliche Unterstellung der deutschen Küstengebiete und das geringe Interesse der deutschen Kaiser für den Norden des Deutschen Reiches haben es verhindert, dass in dem Zeitraum, in dem die großen Seemächte ihre Kriegsflotten entwickelten und die Erde verteilten, eine Zusammenfassung deutscher Seemacht in der Nord- und Ostsee vom Reiche versucht und durchgeführt wurde. Die Könige von Schweden, Dänemark, England und Polen, die die deutschen Küstengebiete durch Personalunion, als Lehnsherren oder auch fast unumschränkt regierten, hatten naturgemäß kein Interesse an der Bildung einer Kriegsmarine in diesen fremdstämmigen Teilen ihrer Reiche, die ja gleichzeitig unter der schwächlichen Oberhoheit des Deutschen Kaisers standen.

 

Kaiserliche Marine und Förde-Umwelt

 

Notiz aus

Seelig, Geert (1920). Eine deutsche Jugend. Erinnerungen an Kiel und den Schwanenweg. Hamburg, Alster Verlag, S. 93 und 105.

S. 93: Als ich die berühmte Kieler Förde zum letzten Male im September 1918, noch mit den glänzenden Fahrzeugen der damals unbesiegten und unverminderten Flotte bedeckt erblickte, war sie eigentlich nichts anderes wie das bis ins letzte hinein zweckmäßig ausgenutzte Wassergelände für einen ungeheuren Marinemechanismus. Das gab natürlich auch Bilder von einem gewissen sachlichen und auch künstlerischen Reiz. Allein die gefeierte landschaftliche Schönheit des Kieler Hafens war restlos vernichtet ! Mühe genug hat es gekostet, die von der Künstlerin Natur sanft umrissenen Linien des Hafens, die reizvoll wechselnden Uferhöhen, die zuströmenden Bäche, die hochragende Hölzung der –Gründe- fast bis auf das Letzte im Dienste vorwiegend zerstörender Mächte verschwinden zu lassen.

 

S. 105: Den ganzen Sommer gab es Krabben, die beim Kochen zart rosarot wurden. Sie hielten sich in allen flachen sonnigen Buchten des Hafens auf und wurden, wie gesagt, mit den Ellerbeker Plümpern gefangen. Mitte der achtziger Jahre verschwanden sie. Namentlich die Torpedoboote waren Schuld daran, weil diese bis in den fernsten Wasserwinkeln eine Dreck- und Ölschicht verbreiteten, unter der die Krabben erstickten.

(bearbeitet von Friedemann Prose)